Montag, 19. Dezember 2016

Wird Tennis bald schneller?

Es war nur eine kleine Pausen-Einblendung, die bei den ATP World Tour Finals in London in den letzten Tagen über den Bildschirm flackerte. Aber eine mit vielleicht großer Aussage. Im sogenannten „Court Pace Index“, der die Schnelligkeit der Hauptplätze bei den Masters-1000-er-Turnieren angibt, hat London zugelegt – von 34 Prozent (mittel-langsam) im Vorjahr auf 40,6 Prozent (mittel-schnell) in der diesjährigen Auflage. Endlich wieder!

Tennis ist zu gleichförmig geworden

Nein, wir alle wollen vermutlich nicht zurück in die 90er-Jahre, wo speziell in Wimbledon die Ballwechsel ihres Namens nicht gerecht wurden. Aufschlag, vielleicht noch der Return, mit Glück ein Volley – und Ende. Die Verlangsamung der Plätze in den 00er-Jahren war das richtige Vorgehen. Allerdings eines, das im Laufe der Zeit in ein Extrem verlief. Der Wimbledon-Rasen ist an den Finaltagen mittlerweile nur noch an der Grundlinie abgespielt (und im T-Feld noch knackig grün), schnelle Teppich-Turniere zumindest auf ATP- und WTA-Ebene von der Bildfläche verschwunden und ursprünglich zügige Hartplatzturniere mittlerweile nicht mehr annähernd so schnell, wie sie mal waren.

Ja, Tennis ist dadurch in seiner Gesamtheit besser, ansehnlicher geworden. Ultralange Ballwechsel schaffen es ein ums andere Mal in die Highlight-Reels auf YouTube. Aber Tennis ist auch gleichartiger geworden. Wie „gut“ das knapp sechs Stunden lange Australian-Open-Endspiel im Jahr 2012 zwischen Novak Djokovic und Rafael Nadal war, darüber streiten sich die Experten: Für die einen war es eines der besten Spiele aller Zeiten, für die anderen ein Marathon-Match, bei dem zwar ein Monster-Ballwechsel den anderen jagte – aber letztlich auch einer wie der andere verlief. Und bei dem auch dem Letzten klar wurde, dass sich Tennis mittlerweile vom Spiel zum Extrem-Ausdauersport entwickelt hat.

Eines der Besonderheiten beraubt

Durch die Verlangsamung der Plätze sind die Spezialisten ausgestorben, Außenseitersiege sind seltener geworden, Serve-and-Volley ist allenfalls noch als Überraschungseffekt gut. Der Schönheit eines Match-ups aus Angreifer und Grundlinienspezialist (Stichworte: Borg/McEnroe, Lendl/Edberg oder Agassi/Rafter) wird man nur noch in Einzelfällen gewahr. Wenn in Verbindung mit der Entwicklung leichterer Schläger und immer besserer Polyestersaiten die Verteidiger mittlerweile selbst auf Rasen und Hartplatz aus noch so aussichtslosen Lagen dem mutigen Angreifer eine Topspin-Peitsche um die Ohren donnern können, kann etwas nicht stimmen.

Tennis zieht eine seiner Besonderheiten aus den verschiedenen Bodenbelägen und Außenbedingungen – und einem sich daraus eigentlich ergebenden unterschiedlichen Spiel. Können Sandplatzspezialisten mittlerweile mit Abstrichen dasselbe Spiel erfolgreich auf Gras und in der Halle umsetzen, stimmt etwas nicht.

Sponsored Link: Günstige Tennisreisen im Winter buchen und Tennis im Urlaub spielen

Es wird wieder schneller…

Aber die Verantwortlichen scheinen die Rufe der Fans so langsam zu hören. Bereits vor zwei Wochen beim Masters-1000er-Event in Paris-Bercy, das in den letzten Jahren zu den langsamsten Hallenturnieren zählte, spürte man eine Veränderung, Turnierdirektor Guy Forget gestand gegenüber der „L’Équipe“ ein, die Plätze im Vergleich zum Vorjahr etwas schneller gemacht haben zu lassen. Offiziell hat man die Geschwindigkeit in Paris von 29,9 Prozent im Vorjahr auf 39,1 Prozent in diesem Jahr gesteigert.

Dennoch ist Vorsicht geboten und die Gesamt-Statistik der ATP mit Einschränkungen zu genießen. Äußere Einflüsse wie Wetter, Höhe und die Art der verwendeten Bälle geben neben den Plätzen an sich den Ausschlag, wie schnell gespielt wird. So ist der Hauptplatz in Indian Wells langsamer gelistet als der in Miami, von den meisten jedoch wird Indian Wells als das schnellere Turnier bewertet (in Miami erschwert die hohe Luftfeuchtigkeit die Bälle und macht das Spiel meist langsamer); ebenso steht Cincinnati „nur“ in der mittelschnellen Kategorie, auch wenn Rekordsieger Roger Federer hier gerne sein offensivstes Tennis präsentiert (was unter anderem an den dort benutzten knackigen und ultraschnellen Penn-Bällen liegt).

London auf dem richtigen Weg

Einer der angeblichen Gründe, dass der Platz in London beschleunigt wurde, ist auch eine Erkenntnis aus den Vorjahren, in denen die Vorrundenspiele oft langweilig glatt ausgingen. Auch weil, so eine Vermutung, einige Akteure im Ausdauersport Tennis beim letzten Turnier des Jahres einfach nichts mehr zusetzen konnten. Sollte diese Theorie stimmen, hat man alles richtig gemacht – aktuell kann man sich kaum über zu einseitige Matches beschweren.

Dass man sich in London auf dem schnelleren Weg befindet, ist generell ein gutes Zeichen. Eines, das auch von der neuen Nummer eins der Welt, Andy Murray , befürwortet wird. Der Schotte bringt es in seiner unnachahmlichen Art und Weise kurz und knapp auf den Punkt: „Wenn der Platz etwas schneller ist, kann man einige Jungs öfter ans Netz kommen sehen, man sieht kürzere Punkte, schnellere Matches. Ich denke, das ist gut.“

Quelle: https://goo.gl/N2Wtx8

Bildquelle: pixabay.de



from 3BFitness-Blog http://ift.tt/2i0Y8bW
via 3bFitness

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen